Forschungsturm Fundament

Jetzt freuen wir uns schon auf dem Baustart. Wir steigen mit Euch in die entscheidende Bauphase ein. Jedes Gebäude beginnt mit einem Fundament. Unser Fokus liegt auf einer finanzierbaren Lösung bei minimaler Bodenversiegelung.

Das Fundament verbindet das Gebäude mit einem tragfähigen Untergrund. Bei den meisten Gebäuden geschieht dies über eine betonierte Bodenplatte. Dadurch wird der Boden luft- und wasserundurchlässig versiegelt, was zum Verlust von dessen Produktivität führt. Wo beim Straßenbau kein Weg vorbeiführt, gibt es beim Hochbau verschiedene Möglichkeiten, die Bodenversiegelung zu verringern. Das österreichische Regierungsprogramm von 2020-2024 sieht hierfür eine Reduzierung der neuen jährlichen Bodenversiegelungsfläche von 42 km² (entspricht ca. 5830 Fußballplätzen) im Jahr 2020 auf 9 km² (Entspricht ca. 1260 Fußballplätze) im Jahr 2024.

Beim Forschungsturm wird versucht, die Versiegelung so gering wie möglich zu halten, ohne dabei die Kosten in die Höhe zu treiben. Finanzierbare und damit realistische Minimierung der Bodenversiegelung im mehrgeschossigen Wohnungsbau lautet die Aufgabe!

Für den Forschungsturm haben wir zwei Systeme miteinander verglichen. Die geringste Versiegelung würde durch ein temporäres Schraubfundament erreicht werden. Hier werden Metallrohre mit einem Gewinde versehen und in die Erde geschraubt. Der Einfluss des Gebäudes auf den Boden reduziert sich dadurch auf Löcher im Boden. Es findet keine Versiegelung statt. Leider konnte diese Variante nicht umgesetzt werden, da es sich an dem Standort in der deutschen Rheinebene um einen inhomogenen Boden mit großen Steinblöcken handelt. Dadurch können die Schraubfundamente nicht an den exakten Positionen montiert werden.

Im Rahmen einer Recherche zu alternativen Lösungen wurde das in der Forstwirtschaft verwendete Spinnanker-System untersucht. Hier werden dünnere, bis zu 10 Meter lange Stahlschrauben durch eine Träger-Stahlplatte in den Boden geschraubt. Diese Platte dient als Verbindung zwischen Untergrund und Gebäude. Durch die Verteilung auf viele kleine Schrauben passt sich dieses System flexibel an wechselnde Bodenbeschaffenheiten an.
Im Zuge der statischen Berechnung stellte sich heraus, dass die vertikalen Lasten von Gebäuden über 2 Geschossen (der Forschungsturm hat 3 Geschosse) die Anzahl der notwendigen Schraubfundamente stark erhöht. So wären für den Turm 36 Punkte, wobei die am stärksten belasteten Punkte bis zu 9 Tonnen Gewicht tragen müssten, notwendig gewesen.

Der Einfachheit und auch der Kosten halber fiel die Wahl auf ein Streifenfundament. Hierbei wird die Last auf betonierte Streifen verteilt. Auf diesen von der Oberkante Boden 40 cm hohen Streifen wird die Holz100 Bodenplatte montiert. Außerdem konnte dieselbe Firma in denselben Arbeitsschritten Strom-, Wasser- und Abwasseranschlüsse verlegen. Trotz der betonierten Streifen konnte – im Vergleich zur betonierten Bodenplatte – die Bodenversiegelung um mehr als 75% reduziert werden.

Unabhängig von der Problematik des CO2-Verbrauchs bei der Herstellung einer betonierten Bodenplatte gibt es noch zahlreiche weitere Vorteile, die wir durch die Reduzierung der Versiegelung erzielen. Wir bewahren die biologische Funktion der Böden. Wir erhalten ökologische Habitate für Kleintiere und Destruenten. Wir ermöglichen es dem Niederschlag, seinen natürlichen Abfluss ins Grundwasser zu finden, und verringern den Hitzeeffekt in Städten durch Böden, die atmen.

 

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